Freitag, 1. August 2014

Viel zu berichten

Es ist schon merkwürdig... Als ich letzten Herbst meinen Ellbogen gebrochen habe und fast zwei Monate lang arbeitsunfähig war, als ich nur für die Physiotherapie nach Zürich fuhr und sonst das Dorf kaum je verlassen habe, als sich meine Aktivitäten auf Nahrungsaufnahme, Hygiene und Rehabilitationsmassnahmen beschränkten, da hatte ich viel zu sagen, persönlich und hier im Blog. Ich hatte Lust und Freude an Gesprächen mit Bekannten und Fremden, und mir fielen immer wieder Themen ein, worüber ich schreiben wollte. Im Aussen lief so gut wie nichts, doch aus meinem Innern sprudelte es nur so.


 Jetzt, ein Dreiviertel Jahr später, fliesst es aus meiner inneren Quelle nur noch tröpfchenweise. Und das obwohl seit einigen Monaten die Post abgeht, wie wir in der Schweiz sagen: Ein Abenteuer folgt dem nächsten - eine Einladung zu einem rauschenden Fest, ein zweiter Spitalaufenthalt, Reisen rund um die Welt, der Abschluss meiner Miksang-Ausbildung, Entdecken neuer Gegenden, Kennenlernen neuer Freunde, Arbeiten, Fotografieren, Träumen und Planen. Ich habe viel Spass und erlebe so viel Wunderbares. Und doch...


Ich habe das Gefühl, ich hätte trotz allem nichts zu sagen. Ich sitze hier und weiss nicht recht, wohin mit mir. Meine Gedanken flattern verwirrt herum und finden keinen Anker, um sich daran festzuhalten. Meine Kreativität ist ausgebremst, meine innere Quelle ein dürftiger Rinnsal, meine Freude gedämpft. Viel zu unternehmen und zu erleben bedeutet nicht unbedingt, dass man nachher mehr zu sagen hat. Viel zu erzählen haben ist eben nicht gleich viel zu sagen haben. Das zumindest habe ich jetzt erkannt. Schliessen sich Aktivität und Kontemplation aus?


Vielleicht braucht meine Seele einfach mehr Zeit und Raum, um all das Erlebte zu verdauen. Der Drang ist gross, der inneren Unruhe und Leere zu entfliehen, durch noch mehr Aktivitäten und Ablenkungen. Aber ich weiss, dass das letztendlich auch nichts bringt. Stattdessen werde ich mich der Leere stellen, mich langsam wieder mit der Stille anfreunden, mich an den Rand der Quelle setzen und einfach warten. Bis irgendwann der Moment kommt, wo es wieder anfängt zu murmeln, zu gluckern und zu plätschern.